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Human Rights Update (Auszüge aus der Original-Seite)

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Human Rights Update and Archives

2006

Wir senden nachstehend die Übersetzung des 1. Teils der Executive Summary des
Jahresberichts 1006, die im Human Rights Update Januar veröffentlicht wurde. Den
Annual Report 2006 gibt es auf der Website des TCHRD:
http://www.tchrd.org/publications/annual_reports/2006/ar_2006.pdf

Die deutsche Version des Berichts "Kuxing - Torture in Tibet" von dem Tibetan
Centre for Human Rights and Democracy, Text-Graphik-Integration, 104 Seiten, 50
Bilder, in Ringspiralenbindung steht nun zur Verfügung und kann um 10 ?  + Porto
bei uns bestellt werden. Siehe auch:
http://www.igfm-muenchen.de/Publikationen/PublTibet.html
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Top Floor, Narthang Building, Gangchen Kyishong, Dharamsala 176215, H.P., India
phone/fax +91/1892/23363/25874, e-mail: dsala@tchrd.org, www.tchrd.org
Human Rights Update Januar 2007-1

Kurzfassung des Jahresberichts 2006
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Im Jahr 2006 gab es eine ganze Reihe schlimmer Entwicklungen, und die
chinesischen Behörden in Tibet ließen keinerlei Anzeichen für irgendein
Nachgeben erkennen. Das ganze Jahr hindurch wurden immer wieder Verstöße gegen
die Menschenrechte von uns dokumentiert, welche sowohl die bürgerlichen und
politischen als auch die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte des
tibetischen Volkes betrafen. Willkürliche Festnahmen, Inhaftierung und die
Zustände in den Gefängnissen in Tibet sind so entsetzlich wie eh und je. Im
vergangenen Jahr zogen besonders zwei Ereignisse weltweite Aufmerksamkeit auf
sich: der Start der Eisenbahnlinie Gormo-Lhasa und die Tragödie am Nangpa-Paß.
Sie ließen die allgemeine Besorgnis wegen des kulturellen Genozids in Tibet
weiter anwachsen und machten die Not der Tibeter deutlich, die wegen der
Verletzung ihrer Rechte aus dem chinesisch besetzten Tibet fliehen.

Die Gormo-Lhasa Eisenbahn nahm im Juli 2006 offiziell ihren Betrieb auf. Seitdem
die Pläne zu ihrem Bau bekannt wurden, war diese höchste Eisenbahnlinie der Welt
ständig Gegenstand von Kontroversen. Unter den vielfältigen Bedenken dagegen
sind die wegen der politischen Motive und der Aspekt der ethnischen Säuberung
besonders wichtig. So behauptet die chinesische Regierung steif und fest, die
Bahn diene in erster Linie der Entwicklung und dem Ausbau des Tourismus. In
Wirklichkeit jedoch geben die Stationierung von Soldaten in großer Zahl und der
gewaltige Zustrom von chinesischen Siedlern, die offensichtliche strategische
und politische Bedeutung, die Bedrohung der Umwelt und das mit dem Bau der
Eisenbahn einhergehende Hegemonialstreben der Chinesen Grund zu tiefer Sorge.
Die Bahn fördert den Zustrom riesiger Menschenmassen und die Ansiedlung
unzähliger Han-Chinesen: Tibet wird sich unweigerlich physisch und kulturell
verändern, womit die tibetische Identität allmählich verloren geht. Die Region
wird eine beispiellose Ausbeutung ihrer Bodenschätze erleben, die Schaffung von
neuen Arbeitsplätzen und Unternehmen wird plötzliche und gewaltige
demographische Veränderungen zur Folge haben.

Die entscheidenden Faktoren wie wissenschaftliches und technisches Knowhow,
Fachkenntnisse und Erfahrung, über die hauptsächlich Chinesen verfügen und die
von der Regierung gebotenen Anreize werden einen gewaltigen Bevölkerungstransfer
auslösen, während die Tibeter in ihrem eigenen Land völlig ausgeschlossen und an
den Rand gedrängt werden. Obwohl die Regierung sehr viel Aufhebens von der
Entwicklung und den Segnungen des Tourismus macht, haben die Bauern und Nomaden
dabei keine Stimme und ihre Anliegen bleiben unberücksichtigt. Mit 80% ist der
tertiäre Sektor der bedeutendste in Tibet und dennoch werden seine Bedürfnisse
nicht wahrgenommen. Mit seiner Investition in die wirtschaftlich gesehen
keineswegs gewinnbringende Eisenbahn verfolgt Peking einen eindeutigen Zweck:
Die politischen Motive sind vorrangig, wie der ehemalige Präsident der VR China,
Jiang Zemin, bereits 2001 sagte: "Einige Leute rieten mir, dieses Projekt nicht
weiter zu verfolgen, weil es kommerziell unrentabel sei. Ich antwortete ihnen,
dies sei eine politische Entscheidung, und wir würden das Projekt um jeden Preis
zum Erfolg führen, selbst wenn es einen wirtschaftlichen Verlust bedeutete."
China beabsichtigt, die widerspenstige Region wirtschaftlich und politisch noch
stärker in den Griff zu bekommen. Die Eisenbahn dient als politisches Werkzeug,
das dafür geschaffen wurde, die tibetische Identität auszulöschen.

Wesentlich weniger als in "harte" infrastrukturelle Entwicklungsprojekte wurde
dagegen in die Entfaltung von Humankapital, also in den Bildungs- oder
Gesundheitssektor investiert. Was die grundlegenden Aspekte der menschlichen
Entwicklung betrifft, setzt Peking eindeutig die falschen Prioritäten in Tibet.
China hat wieder einmal gezeigt, daß ihm die Verlegung von Eisenbahnschienen,
d.h. die Schaffung eines Werkzeuges zur Kontrolle und Beherrschung, wichtiger
ist als die Einrichtung von Schulen und Krankenhäusern in den ländlichen
Gebieten, etwas, das den Tibetern echte Partizipation und eine positive
Entwicklung bringen könnte. Peking läßt keinen Zweifel daran, daß es mit seinen
Plänen zur Entwicklung und Modernisierung Tibets seinen eigenen Interessen dient
und seine langfristigen Ziele verfolgt - auf Kosten des tibetischen Volkes.

Die verzweifelte Lage des tibetischen Volkes wurde der internationalen
Gemeinschaft am 30. September 2006 dramatisch vor Augen geführt, als sie mit
ansehen mußte, wie chinesische Grenzschützer willkürlich auf fliehende Tibeter
schossen, wobei mindestens zwei Personen am Nangpa-Paß ums Leben kamen. Trotz
des allgemeinen Schocks und der Verurteilung dieser Tat durch Einzelpersonen,
NGOs, Regierungen und Diplomaten auf der ganzen Welt liegt das weitere Schicksal
der 32 Personen, die bei dem Fluchtversuch verhaftet wurden, im Dunkeln.
Enttäuschend war, daß das Büro der UN-Hochkommissarin für Menschenrechte (OHCHR)
kein Wort über die Tragödie verlor, um China, ein ständiges Mitglied im
UN-Sicherheitsrat, nicht gegen sich aufzubringen. Während zur Zeit der Abfassung
dieses Berichts eine offizielle Erklärung des Menschenrechtskommissariats immer
noch auf sich warten läßt, gelobten die Behörden in Tibet, den Tibetern die
Flucht noch mehr zu erschweren. Am 28. Dezember 2006 wurde während einer
Videokonferenz, an der sämtliche PSB-Dienststellen in der TAR teilnahmen,
beschlossen, mit aller Härte gegen fliehende Tibeter vorzugehen. Die Teilnehmer
der Konferenz, die unter dem Vorsitz des obersten PSB-Chefs stattfand,
verfügten, "in der ersten Hälfte 2007 gegen illegale Grenzüberschreitungen
scharf vorzugehen", wobei sie dies als einen Teil der Kampagne zur Bekämpfung
des Separatismus und zur Förderung der Stabilität in der Region bezeichneten.
Alle Verwaltungsämter in der TAR wurden angewiesen, dieser Direktive Folge zu
leisten und die Öffentlichkeit darüber in Kenntnis zu setzen.

Übersetzung: Irina Raba, Adelheid Dönges, Revision: Angelika Mensching
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Teil II

Wir senden nachstehend die Übersetzung des 2. Teils der Executive Summary des
Jahresberichts 1006, die im Human Rights Update Januar veröffentlicht wurde. Den
Annual Report 2006 gibt es auf der Website des TCHRD:
http://www.tchrd.org/publications/annual_reports/2006/ar_2006.pdf

Die deutsche Version des Berichts "Kuxing - Torture in Tibet" von dem Tibetan Centre
for Human Rights and Democracy, Text-Graphik-Integration, 104 Seiten, 50 Bilder, in
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http://www.igfm-muenchen.de/Publikationen/PublTibet.html
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Januar 2007, Kurzfassung des Jahresberichts 2006 - Teil 2
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Trotz all der schrecklichen und gut dokumentierten Berichte von
Menschenrechtsverletzungen auf dem tibetischen Plateau über die Jahre hinweg ist es
China gelungen, im neuen Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen einen Sitz zu
ergattern. Es ist wirklich bedauerlich, daß ein Staat, dessen Image durch zahllose
Menschenrechtsverletzungen befleckt ist, in diesen neu gebildeten Rat einziehen
durfte - den Appellen von diversen Menschenrechtsorganisationen und NGOs, Chinas
Bewerbung zurückzuweisen, zum Trotz! Die VR China ist immer noch nicht zur
Ratifizierung des von ihr bereits 1998 unterzeichneten internationalen Abkommens
über bürgerliche und politische Rechte bereit.

Am 9. Mai 2006 wurden bei der Generalversammlung die ersten 47 Mitglieder des neuen
Menschenrechtsrats, der von seinem Präsidenten als ein Neubeginn für den Schutz und
die Förderung der Menschenrechte bezeichnet wurde, gewählt. China wurde mit 146 von
191 möglichen Stimmen zu einem dieser 47 Mitglieder erkoren, was Zweifel an den
Motiven und der Lauterkeit des Menschenrechtsrats aufkommen läßt. Für
Menschenrechtsverletzungen berüchtigte Staaten wie China sind schlichtweg unwürdig,
einen Sitz in einem solchen Gremium einzunehmen! Der damalige UN-Generalsekretär
Kofi Annan sagte in seiner Grußbotschaft ganz offen, daß "die Glaubwürdigkeit des
Rates sich daran erweisen wird, wie seine Mitgliedsstaaten ihn nutzen". Die
Menschenrechtslage in Tibet wurde bei den ersten drei Sitzungen des Rats zur Sprache
gebracht.

Die chinesischen Behörden verletzten die Menschenrechte der Tibeter unvermindert
weiter. Bei einer Sitzung vom 15. und 16. Mai 2006 beschlossen hochrangige
KP-Funktionäre der sogenannten "Autonomen Region Tibet", die "separatistischen
Aktivitäten" der Tibeter mit aller Härte zu unterdrücken und die "patriotische
Umerziehung" in den monastischen Institutionen zu intensivieren. In einem Interview
mit dem Spiegel am 16. August 2006 gab Zhang damit an, daß die Behörden in Tibet
"den patriotischen Unterricht nun überall durchführen, nicht nur in den Klöstern".

Erneut gelobte die Plenarsitzung der KP der TAR Ende Oktober 2006, den
"Separatismus" gänzlich auszurotten, um den "endgültigen Sieg" zu erringen.
Tibetische Nationalisten, gegen welche diese Kampagne vor allem gerichtet ist, sind
von willkürlicher Festnahme, Inhaftierung und Gefangenschaft, Verschleppung und
einer ganzen Reihe anderer Verletzungen der in dem internationalen
Menschenrechtsregelwerk verankerten Rechte betroffen. Die monastische Gemeinschaft
ist die erste Zielscheibe dieser Kampagne, denn die Mönche sollen zu loyalen
Staatsbürgern erzogen werden. Derartige politische Kampagnen behindern die Mönche
und Nonnen ganz gewaltige in ihrem religiösen Studium. Gegen ihre Überzeugung werden
sie gezwungen, den Dalai Lama zu denunzieren, was für sie einer religiösen
Blasphemie gleichkommt.

Eine neue eigens für die TAR verfaßte Verordnung über religiöse Angelegenheiten trat
am 1. Januar 2007 in Kraft, welche die vom Staatsrat im März 2005 verkündeten Regeln
ergänzen soll. Diese Verordnung bezweckt, die monastische Gemeinschaft zur Loyalität
dem Staat gegenüber zu erziehen und den Dalai Lama aus den Herzen und Gemütern des
tibetischen Volkes zu vertreiben. Angesichts dieser neuen TAR-spezifischen
Religionsverordnung wird die religiöse Repression 2007 gewiß noch schärfere Formen
annehmen.

Anfang Februar und im Juli 2006 gab es Ereignisse, die deutlich machten, daß Herz
und Gemüt der Tibeter in Tibet weiterhin dem Dalai Lama gehören. In einer impulsiven
Reaktion auf den Aufruf des Dalai Lama in Indien, keine Felle von Wildtieren mehr zu
verwenden, verbrannten die Tibeter große Mengen von aus Tierfellen gefertigter
Kleidung. Öffentliche Pelzverbrennungen gab es in mehreren Teilen Tibets: in
Rebkong, Labrang, Kardze, Chantsa, der TAP Ngaba, im Kloster Kirti und in Lhasa. Die
chinesischen Behörden, die fürchteten, die Bewegung könnte zu einem Aufstand gegen
den Staat ausarten, griffen umgehend ein und verboten den Tibetern, sich zum Zwecke
der Pelzverbrennung zu versammeln. In einer ungewöhnlichen Geste ordneten sie
außerdem an, daß die Fernsehsprecher des Qinghai TV mit Tierpelzen besetzte Kleider
tragen müßten.

Als sich einige Monate später die Kunde verbreitete, der Dalai Lama würde im Kloster
Kumbum erwartet, strömten die Tibeter in großen Scharen dorthin. Auf die offizielle
Anordnung, sie sollten unverzüglich nach Hause gehen, verließen Tausende wieder den
Ort, aber einige Hundert wollten nicht weichen, denn sie hofften immer noch, einen
Blick von ihm erhaschen zu können. Obwohl das ganze nur ein Gerücht war, zeigte der
Vorfall deutlich, wie sehr die Tibeter in Tibet immer noch am Dalai Lama hängen.

Während die chinesischen Behörden in Tibet ihre Verunglimpfungskampagnen gegen den
Dalai Lama fortsetzen, wächst sein internationales Ansehen als Führungsperson und
Staatsmann von Weltrang mehr und mehr. Die Vereinigten Staaten, Kanada und die
Kalmyken-Republik zollten dem verdienstvollen Werk des Dalai Lama ihren Tribut. Im
Juni 2006 verlieh die neue kanadische Regierung unter Premierminister Stephen Harper
dem Dalai Lama die Ehrenbürgerschaft. Die Vereinigten Staaten zeichneten ihn im
September mit der Gold-Medaille des Kongresses für "Harmonie unter den Religionen
und gewaltlose Konfliktlösung" aus. Am 10. Dezember 2006 verlieh der Präsident der
Kalmyken dem Dalai Lama die höchste Ehrung der Republik, den Weißen Lotus Orden, für
"seine außerordentlichen Verdienste und seinen beachtlichen Beitrag zu dem
spirituellen Wiedererstehen und Wohlgedeihen der Republik".

2006 kam es zu zwei bedeutsamen Veränderungen in der politischen Führungsriege der
sogenannten Autonomen Region Tibet (TAR). Die erste war die Ernennung des Hardliners
Zhang Qingli zu ihrem neuen Parteisekretär am 26. Mai 2006. Er war schon seit
November 2005 amtierender Parteisekretär gewesen und übernahm im Juni 2006 die volle
Verantwortung für dieses Amt. Die zweite betraf die ethnische Zusammensetzung des
Kommunistischen Parteikomitees von Lhasa, in dem nun nur noch acht Tibeter (oder 26%
seiner 30 Mitglieder) sitzen. Zhang, ein enger Vertrauter von Präsident Hu Jintao,
wurde kurz nach der Inbetriebnahme der Eisenbahn auf seinem Posten in Tibet
bestätigt, was auf Pekings Absicht, die Kontrolle 2006 weiter anzuziehen, hinweist.
Und Zhang setzte diese Absicht auch umgehend in die Tat um. Im Juli 2006
intensivierte er die patriotische Umerziehung und verkürzte die staatlichen Verträge
mit tibetischen NGOs von fünf auf zwei Jahre.

Die Zahl der in dem Kommunistischen Parteikomitee von Lhasa vertretenen Tibeter ist
über die Jahre immer weniger geworden und hat nun ein historisches Tief erlangt. Zum
ersten Mal seit 25 Jahren führt ein Nicht-Tibeter, nämlich Qin Yizhi, die KP in
Lhasa. Die geringe tibetische Vertretung (nur 26%) ist wie ein Hohn auf das Gesetz
über die regionale ethnische Autonomie, in dessen Präambel es heißt: "Die regionale
ethnische Autonomie reflektiert die volle Achtung und Garantie des Staates für das
Recht der ethnischen Minoritäten, ihre inneren Angelegenheiten selbst zu regeln".
Der Sonderberichterstatter für Rassismus, Rassendiskriminierung,
Fremdenfeindlichkeit und damit zusammenhängende Intoleranz der
UN-Menschenrechtskommission stellte in seinem Bericht im Dezember 2002 fest: "Obwohl
die Gesetze Tibet die Selbstverwaltung garantieren, sind die Befugnisse der Tibeter
sehr eingeschränkt und unterliegen der strengen Überwachung und Autorisierung durch
die Zentralregierung. Bei der öffentlichen Vertretung gab es überhaupt keine
Fortschritte, im Gegenteil, das Jahr sah den bisher niedrigsten Stand bei der
tibetischen Repräsentation".

Übersetzung: Adelheid Dönges, Revision: keine
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* Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM)
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Teil III

 

Wir senden nachstehend die Übersetzung des 3. Teils der Executive Summary des
Jahresberichts 2006, die im Human Rights Update Januar veröffentlicht wurde.
Die gesamte Kurzfassung ist einzusehen unter
http://www.igfm-muenchen.de/tibet/HRU/2007/HRU-2007-01.html

Human Rights Update Januar 2007
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Kurzfassung des Jahresberichts 2006 - Teil 3
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2006 wurden dem TCHRD 26 Fälle bekannt, in denen Tibeter wegen angeblicher
politischer Aktivitäten inhaftiert worden sind. Derzeit gibt es nach unserem
Wissensstand 116 politische Gefangene in Tibet. Einige besonders markante Fälle
im Berichtsjahr waren Dolma Kyab, Sonam Gyalpo und Namkha Gyaltsen: Sie heben
sich wegen der besonderen Härte ihrer Gefängnisstrafen ab, die von 8 bis zu 12
Jahren reichen. Dolma Kyab, ein 29jähriger Lehrer und Autor, wurde zu 10 Jahren
Gefängnis verurteilt, weil er ein Manuskript für ein Buch mit dem Titel
"Ruheloser Himalaya" verfaßt hat, das nicht einmal veröffentlicht wurde. Es
sind seine Essays über Demokratie, Selbstbestimmung und andere auf Tibet
bezogene Themen, die ihn ins Gefängnis brachten, denn in den Augen der Behörden
hatte er sich damit der "Gefährdung der Staatssicherheit" schuldig gemacht. Den
Menschenrechtsnormen und der von der internationalen Gemeinschaft allgemein
vertretenen Auffassung zufolge kann so etwas nicht als Delikt gewertet werden.
In einem Brief, den er vom Gefängnis aus an die UNO richtete, schrieb Dolma, er
sei wegen der bloßen Abfassung eines Manuskripts der Spionage und des
Separatismus angeklagt worden. Er beteuerte jedoch seine feste
Entschlossenheit, seine Landsleute auch weiterhin über die Wichtigkeit von
Umweltschutz und Gesundheitsvorsorge für Frauen aufzuklären.

Ein weiterer Fall ist der von Sonam Gyalpo, der unter der Anklage der
"Gefährdung der Staatssicherheit" zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt wurde.
Das letzte, was man von ihm gehört hatte, war, daß er am 28. August 2005,
wenige Tage vor den Feierlichkeiten zum 40. Gründungstag der sogenannten TAR,
von Sicherheitskräften abgeführt wurde. Das "Verbrechen", das man ihm zur Last
legte, war der Besitz von Audio- und Videokassetten mit Belehrungen des Dalai
Lama und ein paar Schriften politischer Natur. Die Behörden hegten ohnehin seit
längerem Verdacht gegen Sonam, der ihnen als ein glühender Nationalist bekannt
ist und bereits früher wegen seiner Teilnahme an der friedlichen Demonstration
vom 27. September 1987 drei Jahre inhaftiert gewesen war.

Ein anderer markanter Fall ist der von Namkha Gyaltsen, einem Mönch aus dem
Dorf Thinley Lado in Kardze, der zu acht Jahren Gefängnis verurteilt wurde,
weil er angeblich "separatistische" Parolen an Staatseigentum angebracht, die
Unabhängigkeit befürwortende Pamphlete in Umlauf gebracht und die verbotene
tibetische Nationalflagge zur Schau gestellt hätte.

Das Gefängnis Chushul (chin. Qushui) in der TAR, das etwa im April 2005 in
Betrieb genommen wurde, geriet 2006 ins Rampenlicht der Öffentlichkeit. Der
UN-Sonderberichterstatter für Folter, Dr. Manfred Nowak, schilderte in seinem
Bericht an den UN-Menschenrechtsrat die schrecklichen Bedingungen in dieser
Haftanstalt und forderte insbesondere die Freilassung von drei Häftlingen
(Jigme Gyatso, Bangri Jigme Rinpoche und Lobsang Tsultrim), mit denen er
sprechen konnte und die wegen "eines politischen Verbrechens und möglicherweise
aufgrund eines durch Folter erpreßten Geständnisses" verurteilt worden waren.
Dieses neue Gefängnis dient vor allem der Inhaftierung von Tibetern mit sehr
langen Haftstrafen. Bisher weiß man recht wenig über diese Anstalt, aber dem
Bericht des Sonderberichterstatters nach zu schließen sind die Bedingungen und
die Mißhandlungen im Chushul Gefängnis noch schlimmer als in dem berüchtigten
Drapchi Gefängnis. Dem Vernehmen nach wurde eine ganze Reihe von politischen
Langzeit-Gefangenen von Drapchi nach Chushul verlegt.

Es bewegte uns tief, daß Phuntsok Nyidron, eine ehemalige Nonne des Klosters
Michungri, die 15 Jahre im Drapchi Gefängnis eingesessen hatte, am 14. August
2006 vor der Unterkommission für die Förderung und den Schutz der
Menschenrechte sprechen und die in Tibet verübten Greueltaten schildern konnte.
Im Namen des tibetischen Volkes dankte sie dem Unterausschuß für die
historische Resolution zu Tibet, die dieser am 23. August 1991 verabschiedet
hatte.

Im Juni 2006 erreichten Rigzin Choekyi und Lhundrup Sangmo, zwei der "14
singenden Nonnen von Drapchi", Indien. Zusammen mit Phuntsok und anderen Nonnen
hatten sie 1993 Lieder über Freiheit und die Liebe zu ihrer Heimat auf Tonband
aufgenommen. Rigzin und Lhundrup verbüßten 12 bzw. 9 Jahre im
Drapchi-Gefängnis. Auch sie berichteten von den Mißhandlungen, denen die
politischen Häftlinge in den durch Chinesen verwalteten Gefängnissen in Tibet
ausgesetzt werden. Ähnlich bezeugten Palden, alias Phuntsok Tsering, und
Tsering Dhondup, die sechs bzw. fünf Jahre in Drapchi verbrachten, bei ihrer
Ankunft im Exil die fürchterlichen Bedingungen und die Greuel, die an den
politischen Gefangenen in Drapchi verübt werden...

Im Berichtsjahr erreichten insgesamt 2.445 Flüchtlinge aus Tibet Dharamsala.
Die meisten von ihnen sind Teenager und junge Mönche und Nonnen auf der Suche
nach jener religiösen Ausbildung, die ihnen in Tibet verwehrt bleibt; außerdem
Kinder, die von ihren Eltern auf die Flucht geschickt werden, damit sie die
tibetischen Schulen im Exil besuchen, denn nur dort können sie eine umfassende
Bildung und einen vernünftigen Schulunterricht erhalten. Weiterhin verlassen
immer mehr Nomaden und Bauern ihr Land, denn infolge von Entwicklungsprojekten
wie der Gormo-Lhasa-Eisenbahn werden sie von ihrem angestammten Grund und Boden
vertrieben.

Der Zustand des Bildungswesens in Tibet ist katastrophal. Etwa die Hälfte der
den Exodus antretenden Tibeter sind Minderjährige unter 18 Jahren, die eine
Möglichkeit zum Schulbesuch im Exil suchen. So sind auch die meisten der
Flüchtlinge, welche die Schießerei am Nangpa-Paß überlebten, Minderjährige. Als
die Bilder der Tragödie und der Davongekommenen um den Globus gingen, staunten
viele über das unschuldige Gesicht der 7jährigen Dekyi Paltso, die mit in der
Flüchtlingsgruppe war. Wie viele andere Kinder hatten auch ihre Eltern, die mit
den in Tibet gebotenen Schulmöglichkeiten nicht zufrieden waren, sie auf die
Flucht geschickt, damit sie auf einer tibetischen Schule in Indien die von
ihnen gewünschte Erziehung erhalte.

Für viele Tibeter mit einem höheren Bildungsabschluß stellt die
diskriminierende Praxis der chinesischen Behörden, tibetischen Bewerbern bei
der Einstellung in den öffentlichen Dienst kaum eine Chance einzuräumen, ein
unüberwindliches Hindernis dar. In der Praxis haben nur Leute, die reich und
begütert sind und die Beziehungen zum Beamtenapparat (chin. guanxi) haben, eine
Chance auf einen Job. In einem Bericht vom Dezember 2002 bekräftigte der
UN-Sonderberichterstatter für Rassismus, Rassendiskriminierung, Fremdenhaß und
damit verbundener Intoleranz, daß "die Tibeter in der TAR unter verschiedenen
Formen der systematischen und institutionalisierten Diskriminierung in den
Sektoren Beschäftigung, Gesundheitsversorgung, Bildung und öffentliche
Vertretung zu leiden haben".

Ende Oktober 2006 protestierten tibetische Studenten der Tibet-Universität vor
den Regierungsgebäuden in Lhasa dagegen, daß die Behörden tibetische
Hochschulabsolventen bei der Stellenvergabe massiv benachteiligen. Chinesen aus
Zentralchina, die sich in Tibet gefälschte Haushaltsregistrierungszertifikate
(chin. houkou) beschaffen, erschleichen sich die Arbeitsplätze, die für Tibeter
vorgesehen sind.

Das PSB reagierte unverzüglich auf den Vorfall, umstellte die Studenten und
befahl ihnen die Auflösung der Demonstration. Im Mai 2006 richteten
Studienabsolventen in der TAP Golog in der Provinz Qinghai eine Petition an die
örtliche Verwaltung und forderten darin eine vorurteilsfreie
Arbeitsplatzvergabe ohne Diskriminierung, so wie es in einer amtlichen
Richtlinie für die Jahre 2002-2005 zwar versprochen, aber nicht umgesetzt
worden war. Chinesische Studenten aus dem Kernland bemächtigen sich auch dort
mittels gefälschter Haushaltsregistrierungszertifikate der Studienplätze, die
für Tibeter vorgesehen sind. Mit seltener Offenheit räumte die
Erziehungsbehörde der TAR ein: "Derzeit besorgen sich viele chinesische
Studenten aus dem Kernland Haushaltsregistrierungskarten für die TAR.".

Ein bedeutendes Ereignis im vergangenen Jahr war der Besuch einer Abordnung des
Nationalen Volkskongresses in der TAR im August 2006, der die Aufgabe hatte,
die Umsetzung des 1984 erlassenen Gesetzes für Regionale Nationale Autonomie zu
überprüfen. Dieser Besuch war seit der Verkündung des Gesetzes der erste seiner
Art. Obwohl kaum Einzelheiten bekannt wurden, schätzt das TCHRD diesen Besuch
im Hinblick auf den sino-tibetischen Dialog als positiv ein. Die Gesandten des
Dalai Lama weilten vom 15. - 23. Februar 2006 zur fünften Gesprächsrunde in
China. In der Stadt Guilin traf die Delegation am 22. Februar mit dem
Stellvertretenden Minister der Einheitsfrontabteilung, Zhu Weiqun, zu einem
eintägigen Gespräch zusammen. Bei dieser jüngsten Gesprächsrunde kamen die
beiden Parteien zu dem Schluß, daß ihre Auffassungen nach wie vor sehr
unterschiedlich seien und daß die bestehenden Hindernisse mittels weiterer
Gespräche und Zusammenkünfte beseitigt werden müßten. Der Gastgeber arrangierte
für die Gesandten einen Ausflug in die Autonome Region Guangxi Zhuang, damit
sie sich ein Bild von der dortigen Lage machen könnten. Darum hatten diese bei
einem früheren Besuch gebeten.

Anfang 2006 wurden die Internetriesen Google und Yahoo von
Menschenrechtsorganisationen und Verfechtern der Meinungsfreiheit heftig
kritisiert. Google hatte sich dem Diktat der Regierung gebeugt und bietet nun
in China eine zensierte Version seiner Dienste an. Wegen ihrer mangelnden
Bereitschaft, sich für das Recht auf Informationsfreiheit einzusetzen, folgten
Aktivisten den Google-Mitarbeitern bei Konferenzen und Hochschulvorlesungen und
protestierten vor dem Google-Firmensitz in Kalifornien. Fast alle tibetischen
Organisationen und Tibet-Unterstützer entfernten Google aus ihren jeweiligen
Websites. Auch Yahoo wurde heftig kritisiert, weil die Firma den chinesischen
Behörden bei der Inhaftierung eines chinesischen Autors geholfen hatte. Alle
großen Internetfirmen haben mittlerweile den Forderungen der chinesischen
Regierung nachgegeben, denn sie alle wollen ihre Geschäfte auf dem chinesischen
Markt ausweiten. Microsoft und Cisco gerieten bereits früher in die Kritik,
weil sie allzu bereitwillig Informationen für Internetnutzer in China
filterten. Google und Yahoo folgten ihnen auf dem Fuße. Es ist sehr
bedauerlich, daß Internetfirmen Staaten wie die VR China, welche die
Menschenrechte in gröbster Weise verletzen, bei ihrem Vorgehen gegen
Online-Dissidenten unterstützen und Millionen von wißbegierigen Bürgern die
Möglichkeit des Zugangs zu korrekter Information vorenthalten...

Übersetzung: Irina Raba, Adelheid Dönges, Revision: Angelika Mensching
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